Wort zum Sonntag

25.05.2014

MD

Wochenende. Diese gesellschaftskulturell rückwärtsgewandte Aneinanderreihung von Freitagabend, Samstag und Sonntag. Diese klassische Maloche-Nine-to-Five-Struktur der Arbeiterklasse der 50er Jahre, die arbeitsrechtlich vorsah, dem produktiven Volk Tage des Ausgleichs und der Erholung zu bieten. Etwas, das zur Wochenplanung unserer Großeltern und Eltern so selbstverständlich dazu gehörte, dass sie am Dienstag schon wussten, was sie an welchem Wochenendtag kochen konnten.

Diese Sicht auf zeitliche Determinierung ist unserer Generation abhanden gekommen. Keine Ahnung, ob das gut oder schlecht ist. Oft sagen wir uns, dass das Hand in Hand geht mit dem Karrieredenken unserer Zeit. Sprich, es wird weniger klar strukturiert in die nächsten zehn Jahre geplant, sondern sich in Bildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen gestürzt, Praktika gemacht, studiert, nebenbei gejobbt, sich auf Partys #DieKidsSagenYolo -mäßig den Helm abgeschrabt und sich durch die Weltgeschichte geliebt. Nach Abschluss des akademischen Grads wird man dann weiterhin das Gefühl nicht los, etwas unwissend darüber zu sein, wo man mit alle dem hin will. In einer solchen Wolke von Möglichkeiten hat eine Arbeitswoche von Montag bis Freitag genauso wenig Bedeutung, wie eine festgelegte Auszeit von Samstag bis Sonntag.

Wobei wir zunehmend feststellen, dass es nicht unbedingt immer eine Frage von Bildungsgrad und der Sprunghaftigkeit des Bildungsweges ist. Viele junge Menschen arbeiten in mehreren Jobs. Oft aus Geldnöten. Oft, um eine Zeit zu überbrücken, in der sie sich neu orientieren, vielleicht doch noch studieren, wollen. Nicht selten, weil sie es einfach wollen. Und weil sich das Portemonnaie über Extrageld immer freut. Für neue Schuhe, Klamotten, das Whatever-Abonnement, oder ein paar Tanzabende mehr im Monat.

Wir arbeiten beide in verschiedenen Bereichen, sind quasi eine publizistisch-informationstechnologisch-konzeptionelle Kreativ-Bude. Wir beide sind häufig bis nach 23 Uhr aus dem Haus. Organisation wie Wäsche und Einkauf läuft über Whatsapp, während der gemeinsamen Late-Night-Appetizer oder verspäteter Brunchaktionismen in naheliegenden Cafés reden wir uns dann den Arbeitswust von der Seele. Eine andere Form der geistigen Entlüftung sind in der Tat die gemeinsamen Filmabende. Wobei auch diese eher spontan statt finden. Man trifft sich gegen Mitternacht nach der Arbeit, quatscht, trinkt, und plötzlich läuft die neue Empfehlung vom VoD-Anbieter des Vertrauens.

Spontane Pop-Up-Organisation mit Unternehmergeist und deinem Schuss Cuba Libré steht unserer WG ganz gut nach dem ersten gemeinsamen Monat. Zusammenleben 2.0 läuft.

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schrieb Winkelmann