Raum ist relativ
Viel zu tun gibt es im Heim der guten Worte. In der Tat ist der letzte Eintrag hier schon etwas länger her. Untätig waren Woyack und ich deswegen natürlich nicht. Er kämpfte eine grippale Chimäre nieder, ich hatte an meinem hollywood-reifen Neustart meiner Band zu knabbern. Und ganz nebenbei wäscht sich ja Siegerunterwäsche auch nicht von allein.
Mittlerweile füllen ein TV-Glotz-Gerät, eine Couch und ein Tisch unseren Wohnbereich. Das Badezimmer erfreut sich an einer kleinen, palmenartigen Pflanze vom Typus Unbekannt sowie farblich passenden Handtüchern, und wir haben – Achtung – einen zweiten Wäscheständer plus Staubsauger. Alles in allem ein ganz ordentliches Arsenal, bedenkt man das Klischee haushaltherisch eher muffeliger Jungmänner.
Irgendwann letztens, an einem nicht klar definierten Datum, brach dann diese “Wir-können-unsere-Wohnung-langsam-mal-Freunden-zeigen”-Zeit an. Dieser Moment, als wir uns beide ansahen und uns sagten, dass jeder unabhängig von dem anderen bereits schon Freunde oder Familie mal spontan zu einem Kaffee eingeladen hatte, nur so, für fünf Minuten. Möglich, dass da mal eine unausgesprochene Regel bestand, sich gegenseitig vorher Bescheid zu sagen. Junger Wohnraum kann ja so unaufgeräumt sein.
Eine gemeinsame Freundin tippelte dann also letztens in unser beider Anwesenheit durch unsere Wohnung. Besah erst den “exorbitant gewaltigen Wohnbereich” (Zitat Ende), erfreute sich am (Raucher-)Balkon, und wanderte folgend Richtung Einzelzimmer. Nach erfolgreicher Erkundungstour kehrte sie in den Wohnbereich zurück und blieb abrupt stehen. Ihr Blick haftete ungläubig an der Tür zum Balkon. Dann weiteten sich ihre Augen mit kindlicher Freude. “Ihr habt ja noch einen Balkon!”
Bis heute frage ich mich, ob in den Tiefen meines Zimmers vielleicht irgendwo Kryptonit rumgeleuchtet hat, oder einer der Men in Black plus Blitzdings kuzerhand aus meinem Kleiderschrank gehüpft kam, um besagter Bekanntschaft Kurzzeitgedächtnis etwas durcheinander zu würfeln. Sie jedenfalls behauptete felsenfest, sich in unserem Öl-Scheich-Palast derartig verlaufen zu haben, dass sie unsere Tigerterrasse nach erster Sichtung komplett vergessen hatte. Du, kein Ding. Passiert.
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