Vollholz vor der Hütte

04.05.2014

Warenausgabe

Woyack hat ja da so eine Theorie. So, wie andere aus astronomischen Ereignissen astrologische Kochbücher heraus deuten, niederschreiben und dann damit richtig Schmotter verdienen, oder wieder andere an eine weltumspannende Verschwörung der Freimauer glauben. Oke, seine ist nicht ganz so abgefahren. Sondern eher pragmatischer Natur. Er nennt sie die Eine-Wohnung-vier-Fahrten-Theorie. Sie besagt, dass pro Umzug trotz lasergenauer Ausmessung der Räumlichkeiten mindestens vier Großeinkäufe in einem Möbelhaus nötig sind, bevor man das Nötigste hat. Ich halte dagegen, dass wir keine vier Ritte brauchen. Wir haben nun zwei hinter uns gebracht. Der nächste ist der entscheidene. Und ich glaube, dass ich gewinnen kann.

Denn die einzige Fläche in unserer Wohnung, wo noch nahezu gähnende Leere herrscht, ist die Küche. Und die bereitet uns Kopfschmerzen. Freistehende Schränke ja/nein, Arbeitsplatte ja/nein, Gasherd mit Elektro-Ofen ja/nein, Hühnerstall ja/nein. Alles in allem bewegende Fragen. Und preisintensive dazu. Das Badezimmer steht mittlerweile soweit und muss nur noch etwas lebendiger werden. Der Duschvorhang befreite uns von der Schmach, in der Badewanne hockend zu duschen, was ja gerade Woyack gestört haben dürfte. Ich für meinen Teil bin ja fünf Zentimeter unter dem deutschen Durchschnitt körperlichen Wuchses. Damit sind die Platzprobleme anderer eher selten auch meine.

Viel Raum für Entfaltung bietet aktuell auch unser Essbereich. Woyack will einen großen Tisch. Vollholz. Bitte eine Tonne Nettogewicht. Er hat auch schon Angebote rausgesucht. Ich könnte mich für diese Preise ungefähr 20 mal getränketechnisch zu den Sternen katapultieren. Wo wir wieder bei den Sternzeichen wären. Ich bin ja Widder. Stoisch, meinungsbetont, etwas stur, aber durchaus harmoniebedürftig und utilitaristisch. Somit bin ich bei der Tischwahl recht offen. “Du kannst dich da total austoben, ich mache diesbezüglich alles mit.”, sage ich zu Woyack, vor der Tischauswahl bei Ikea stehend. “Echt? Alles?” – “Ja, alles.” Er zögert kurz. Dann zeigt er auf einen erweiterbaren Tisch aus Buche, der ein wenig nach Garteneinrichtung aussieht. “Gut, dann den hier.” – “Nein. Der ist hässlich.” Ich mag mein Vetorecht.

Die Tischwahl haben wir vertagt. Genauso, wie die Küche. Irgendwelche Maße haben bis jetzt immer gefehlt. Gegessen wird bis jetzt bei uns an der “Bar”, einer dreieinhalb Meter langen, brusthohen Wand, die unsere Küche vom Wohnzimmer trennt. Da kommen noch Hocker ran. Zum Versacken. Natürlich in Vollholz. So für rische Männers. Der Kühlschrank beinhaltet nun neben den Spirituosen endlich auch mal etwas Käse, Wurst, Butter und Aufstrich. Lampen hängen, stehen und wackeln auch schon. Langsam, Leute, wird es bei uns.

Alle Einträge lesen...
schrieb Winkelmann